Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung
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IMPROVE_LIFE

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Projektbeschreibung

Arbeitspakete

Team

MINIMat Kohorte

Publikationen und Präsentationen

Projektbeschreibung

Mütterliche und väterliche Risikofaktoren für Gewalt in der Schwangerschaft untersuchen: nachhaltige Wirkung für alle - IMPROVE_LIFE

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You can find the full project overview in Bengali here.

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Projekthintergrund:

Gewalt in Paarbeziehungen (Englisch: Intimate partner violence; IPV) ist ein anerkanntes Problem in den Bereichen Menschenrechte, Entwicklung und öffentliche Gesundheit. Schätzungen zufolge hat fast jede dritte Frau weltweit im Laufe ihres Lebens körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner erfahren (Sardinha 2022). Eine Lebensphase, in der Frauen vermeintlich von Gewalt verschont bleiben, ist die Schwangerschaft, eine Zeit, in der das Wohl der Frau und ihres ungeborenen Kindes oft an erster Stelle steht. Die Realität kann jedoch anders aussehen. Weltweit liegt die Prävalenz von körperlicher Gewalt durch Beziehungspartner während der Schwangerschaft zwischen 1 und 28 Prozent. Jede vierte Frau, die während der Schwangerschaft misshandelt wurde, berichtet, dass sich die Gewalt gegen ihren Unterleib richtete und 90 Prozent der Täter waren die Väter des ungeborenen Kindes (Devries 2010).

Gewalt während der Schwangerschaft hat weitreichende Folgen für Frauen und Kinder. Zu den negativen gesundheitlichen Folgen für Frauen gehören Verletzungen, vorgeburtliche Depressionen und negative Schwangerschaftsfolgen wie Bluthochdruck oder Fehlgeburten. Negative soziale Folgen sind u.a. Isolation, Stigmatisierung und mangelnde Unterstützung durch die Familie aufgrund des kontrollierenden Verhaltens des Partners (Hill 2016). Bei Kindern wird Gewalt gegen die Mutter während der Schwangerschaft mit niedrigem Geburtsgewicht, fehlendem Stillen und kurzfristigen Ernährungsdefiziten in Verbindung gebracht (Normann 2020). Neue Erkenntnisse weisen auch auf langfristige Folgen bei Kindern hin, die in direktem Zusammenhang mit Gewalt gegen die Mutter während der Schwangerschaft stehen, wie z. B. Aufmerksamkeitsdefizite, schlechte Ernährung und gewalttätige Disziplinierung durch die Eltern (Flach 2011). Die Schwangerschaft bietet eine wertvolle Gelegenheit, Gewalt vorzubeugen und zu bekämpfen, aber unser Wissen über diese besondere Form der Gewalt und Möglichkeiten der Intervention ist noch begrenzt.

Projektsetting und -ziele:

IMPROVE_LIFE strebt an, Risiko- und Mediationsfaktoren zu verstehen, um die intergenerationale Übertragung von Gewalt während der Schwangerschaft und ihre kurz- und langfristigen gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen zu verringern. Das Projekt verwendet einen interdisziplinären, multimethodischen Forschungsansatz, der neue und bestehende Kohortendaten mit klinisch erhobenen Biomarkern, gepoolten Analysen und qualitativen, partizipativen Daten integriert.

Die Primärdaten werden in Matlab, im ländlichen Bangladesch, im Rahmen einer Geburtskohortenstudie erhoben, die Frauen und ihre inzwischen erwachsenen Kinder umfasst (siehe Tab 5: MINIMat Kohorte). Die Daten aus der Kohortenstudie werden es ermöglichen, die kurz- und langfristigen und intergenerationellen Auswirkungen von Gewalt in Paarbeziehungen während der Schwangerschaft, einschließlich biomedizinischer Pfade, zu untersuchen. Die wichtigsten auftretenden Pfade werden dann durch eine Sekundäranalyse einer bestehenden Kohortenstudie im Vereinigten Königreich, einem Land mit hohem Einkommen, getestet.

Gemeinsamer Nutzen und Wirkung:

Unser Ziel ist es, die nationale und internationale Politik und Praxis bei der Prävention und Bekämpfung von Gewalt während der Schwangerschaft zu unterstützen. Durch eine enge Partnerschaft mit den wichtigsten Interessengruppen vor Ort und das langjährige Engagement der Forschungsgruppe in internationalen Konsortien und politischen Netzwerken werden wir neue Erkenntnisse zeitnah in Präventions- und Reaktionsinitiativen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen einfließen lassen und damit langfristig Leben verbessern.

Finanzierung:

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Finanziert von der Europäischen Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors/der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der Exekutivagentur des Europäischen Forschungsrates wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie verantwortlich gemacht werden.

Diese Arbeit wird unterstützt durch den ERC Grant IMPROVE_LIFE, Projekt Nr. 101124718.

Quellen:

Devries, K. M., S. Kishor, H. Johnson, H. Stöckl, L. J. Bacchus, C. Garcia-Moreno and C. Watts (2010). "Intimate partner violence during pregnancy: analysis of prevalence data from 19 countries." Reproductive Health Matters 18(36): 158-170.

Flach, C., M. Leese, J. Heron, J. Evans, G. Feder, D. Sharp and L. Howard (2011). "Antenatal domestic violence, maternal mental health and subsequent child behaviour: a cohort study." BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology 118(11): 1383-1391.

Hill, A., C. Pallitto, J. McCleary-Sills and C. Garcia-Moreno (2016). "A systematic review and meta analysis of intimate partner violence during pregnancy and selected birth outcomes." International Journal of Gynecology & Obstetrics 133(3): 269-276.

Normann, A. K., A. Bakiewicz, F. K. Madsen, K. S. Khan, V. Rasch and D. S. Linde (2020). "Intimate partner violence and breastfeeding: a systematic review." BMJ Open 10(10): e034153.

Sardinha, L., M. Maheu-Giroux, H. Stöckl, S. R. Meyer and C. García-Moreno (2022). "Global, regional, and national prevalence estimates of physical or sexual, or both, intimate partner violence against women in 2018." The Lancet 399(10327): 803-813.nach oben

Arbeitspakete

Um die Folgen dieses Public Health Problems zu bewältigen, umfasst IMPROVE_LIFE fünf Ziele, die in fünf verschiedenen Arbeitspaketen bearbeitet werden:

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Erstes Arbeitspaket (WP 1):

  • Ziel: Untersuchung der kurz- und langfristigen sozialen und gesundheitlichen Zusammenhänge von Gewalt während der Schwangerschaft auf Frauen und ihre männlichen und weiblichen Kinder und Etablierung, dass Gewalt während der Schwangerschaft ein Indikator für schwere Gewalt im Leben von Frauen ist
  • Methode: Analyse einer Mehrländerumfrage mit den Daten des Demographic and Health Survey (DHS) aus 56 Ländern (https://dhsprogram.com/)

Zweites Arbeitspaket (WP 2):Tab_2.2

  • Ziel: Erkundung der Perspektiven von Müttern, Söhnen und Töchtern, Erfahrungen, Risiko- und Schutzfaktoren und Folgen von Gewalt während der Schwangerschaft
  • Methode: Interviews mit wichtigen Akteuren, Tagesablauf- und Mobilitätskarten, Photovoice-Studie, und qualitative Tiefeninterviews mit Müttern, Töchtern und Söhnen

Drittes Arbeitspaket (WP 3):

  • Ziel: Erforschung der mütterlichen und väterlichen Risiko- und Schutzfaktoren für die intergenerationale Übertragung von Gewalt während der Schwangerschaft sowie der selbstberichteten und auf Biomarkern basierenden gesundheitlichen Auswirkungen von Gewalt während der Schwangerschaft und summierter Gewalt im Lebensverlauf
  • Methode: Standardisierter Fragebogen auf der Grundlage von Arbeitspaket 1 und Arbeitspaket 2 und Biomarkern

Viertes Arbeitspaket (WP 4):

  • Ziel: Untersuchung, ob die in Matlab, Bangladesch, festgestellten Pfade der Gewalt während der Schwangerschaft im Vereinigten Königreich ähnlich sind.
  • Methoden: Nutzung der im dritten Arbeitspaket ermittelten Pfade und Verläufe als Grundlage für eine Sekundäranalyse der Avon Längsschnittstudie über Eltern und Kinder (ALSPAC-Studie) (https://www.bristol.ac.uk/alspac/)

Fünftes Arbeitspaket (WP 5):

  • Ziel: Erkenntnisgewinnung über die globale Anwendbarkeit etablierter Erklärungsansätze für Gewalt während der Schwangerschaft
  • Methode: Die Ergebnissynthese wird auf innovativen und robusten Ansätzen beruhen, die von meta-ethnographischen bis hin zu meta-analytischen Synthesemethoden reichen, um einen empirisch getesteten theoretischen Rahmen mit Schlüsseltheorien und -konzepten aus verschiedenen bestehenden Disziplinen zu entwickeln, die in die Arbeitspakete 1-4 integriert und getestet wurdenTAB 3: Team
    IMPROVE_LIFE wird von Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) München in enger Zusammenarbeit mit International Centre for Diarrhoeal Disease Research, Bangladesh (icddr,b) geführt..nach oben

Team

IMPROVE_LIFE wird von Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) München in enger Zusammenarbeit mit International Centre for Diarrhoeal Disease Research, Bangladesh (icddr,b) geführt.

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Projektleitung:

Teammitglieder:

Praktikanten und Studierende:

  • Justine Rheinemann

Dissertationsthemen und Masterarbeiten

  • „Untersuchung des Einflusses von häuslicher Gewalt gegen Frauen auf den Verlauf von Kinderernährung unter Verwendung von Lebenslauf- und Generationenperspektiven“ von Jannatul Ferdous Antu
  • „Auswirkungen sozialer Normen und der Selbstbestimmung von Frauen auf die Gewalterfahrungen von Frauen in Paarbeziehungen“ von Joanna Krajewska

Kooperationspartner:

  • Dr. Shirin Ziaei, Uppsala University

Ethik/ Beratungsgremium:

  • Prof. Rachel Jewkes, South African Medical Research Councilnach oben

MINIMat Kohorte

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IMPROVE_LIFE baut auf einer Längsschnittkohorte auf, die aus der Interventionsstudie zur Ernährung von Müttern und Kindern (MINIMat) entstand, durchgeführt vom International Centre for Diarrhoeal Disease Research, Bangladesh (icddr,b).

Die ursprüngliche MINIMat-Studie ist eine bevölkerungsbasierte randomisierte Kontrollstudie, in der schwangere Frauen im ländlichen Matlab, Bangladesch randomisiert mit Nahrungsmitteln und Mikronährstoffen versorgt wurden (Persson 2012, Arifeen 2018). Die Studie untersuchte die Auswirkungen der pränatalen Ernährung, der Mikronährstoffsupplementierung und des Stillens auf das Geburtsgewicht, das Wachstum, die Morbidität, die Mortalität, Ernährungs- und Gesundheitsindikatoren, sowie soziale Gesundheitsfaktoren, z. B. das Empowerment von Frauen, Stress und Erfahrungen mit häuslicher Gewalt in der Schwangerschaft. Die MINIMat-Studie begann mit der Rekrutierung von 2001 bis 2003, und Mütter der 3.267 Index-Geburten wurden zwei Jahre lang regelmäßig nachverfolgt und punktuell im Alter der Kinder von 5, 10, 12-14 und 18 Jahren. MINIMat ist in das Gesundheits- und demografische Überwachungssystem eingebettet, das von icddr,b im Studiengebiet seit 1966 betrieben wird.

Die teilnehmenden Frauen wurden bei der Rekrutierung, während der Schwangerschaft und in den Folgejahren zu ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit, Ernährung, Empowerment und Erfahrungen von häuslicher Gewalt befragt, einschließlich körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt während der Schwangerschaft (Ziaei 2016). Zusätzlich zu den regelmäßigen Ultraschalluntersuchungen und medizinischen Untersuchungen während der Schwangerschaft, wurden Frauen und ihren Kindern Bioproben entnommen, darunter Größe, Gewicht, Blutdruck, Cortisolspiegel und Toxikologie (Arifeen 2018).

Die bestehenden MINIMat-Daten sind einzigartig, da sie im Längsschnitt erhoben wurden und nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Mütter und Haushalte verfolgen. Diese Daten sind für das Verständnis der kausalen Beziehung zwischen sozialen Determinanten und Gesundheits- und Ernährungsergebnissen von entscheidender Bedeutung.

IMPROVE_LIFE wird auf diesen Daten aufbauen und sie um eine Nachbeobachtung der dann 23- bis 24-jährigen Kinder und ihrer Mütter zu erweitern, die sich auf die intergenerationale Übertragung von Gewalt während der Schwangerschaft, Gewalterfahrungen und deren kurz- und langfristige gesundheitliche und soziale Auswirkungen konzentriert.

Wichtige Veröffentlichungen der MINIMat Kohorte:

Arifeen, S.E., E.-C. Ekström, E. A. Frongillo, J. Hamadani, A. I. Khan, R. T. Naved, A. Rahman, R. Raqib, K. M. Rasmussen and K. E. Selling (2018). "Cohort profile: the maternal and infant nutrition interventions in Matlab (MINIMat) cohort in Bangladesh." International Journal of Epidemiology 47(6): 1737.

Persson, L. Å., S. Arifeen, E.-C. Ekström, K. M. Rasmussen, E. A. Frongillo and M. S. Team (2012). "Effects of prenatal micronutrient and early food supplementation on maternal hemoglobin, birth weight, and infant mortality among children in Bangladesh: the MINIMat randomized trial." JAMA 307(19): 2050-2059.

MINIMat – Veröffentlichungen zum Thema Gewalt gegen Frauen:

Naved, R. T., Antu, J. F., Parvin, K., & Ziaei, S. (2023). Multi-level analysis of the determinants of physical domestic violence against children using longitudinal data from MINIMat mother–child cohort in Bangladesh. Frontiers in public health, 11, 1185130.

Ziaei, S., Antu, J. F., Mamun, M. A., Parvin, K., & Naved, R. T. (2023). Factors Associated With Domestic Violence Against Women at Different Stages of Life: Findings From a 19-Year Longitudinal Dataset From the MINIMat Trial in Rural Bangladesh (2001–2020). Journal of interpersonal violence, 38(21-22), 11768-11789.

Ziaei, S., Naved, R. T., Rahman, S. M., Rahman, A., & Ekström, E. C. (2021). Maternal experience of domestic violence before and during pregnancy and children's linear growth at 15 years: Findings from MINIMat trial in rural Bangladesh. Maternal & Child Nutrition, 17(3), e13175.

Ziaei, S., Naved, R. T., Rahman, A., Raqib, R., & Ekström, E. C. (2019). Maternal experience of domestic violence, associations with children’s lipid biomarkers at 10 years: findings from MINIMat study in rural Bangladesh. Nutrients, 11(4), 910.

Frith, A. L., Ziaei, S., Naved, R. T., Khan, A. I., Kabir, I., & Ekström, E. C. (2017). Breast-feeding counselling mitigates the negative association of domestic violence on exclusive breast-feeding duration in rural Bangladesh. The MINIMat randomized trial. Public health nutrition, 20(15), 2810-2818.

Ziaei, S., A. L. Frith", E.-C. Ekström and R. T. Naved (2016). "Experiencing lifetime domestic violence: associations with mental health and stress among pregnant women in rural Bangladesh: the MINIMat Randomized Trial." PLoS one 11(12): e0168103.

Åsling-Monemi, K., Naved, R. T., & Persson, L. Å. (2009). Violence against women and the risk of fetal and early childhood growth impairment: a cohort study in rural Bangladesh. Archives of disease in childhood, 94(10), 775-779.

Åsling-Monemi, K., Naved, R. T., & Persson, L. Å. (2009). Violence against women and increases in the risk of diarrheal disease and respiratory tract infections in infancy: a prospective cohort study in Bangladesh. Archives of pediatrics & adolescent medicine, 163(10), 931-936.nach oben

Publikationen und Präsentationen


Präsentationen auf Konferenzen

ISRA, München, 2024

“Is domestic violence during pregnancy a marker for severe domestic violence against women later in life?” Heidi Stöckl, Jannatul Ferdous Antu, Mahfuz Al Mamun, Ruchira Tabassum Naved
https://www.congresscenter.philosophie.uni-muenchen.de/kongresse/isra/scientific-program/program/day-2/index.html

PhD-Program Präsentation LMU, München, 2024

“Measuring the impact of domestic violence against women on trajectories of child
nutrition using life-course and intergenerational perspectives.” Jannatul Ferdous Antu

SVRI Forum, Kapstadt, 2024

“Is domestic violence during pregnancy a marker for severe domestic violence against women later in life?” Heidi Stöckl, Jannatul Ferdous Antu, Mahfuz Al Mamun, Ruchira Tabassum Naved
https://www.svriforum2024.org/wp-content/uploads/2024/11/Heidi-Stockl-PS6.pdf

“Factors associated with domestic violence against women at different stages of life: MINIMat longitudinal study in rural Bangladesh (2001-2020)”. Shirin Ziaei, Jannatul Ferdous Antu, Mahfuz Al Mamun, Kausar Parvin, Ruchira Tabassum Naved. https://www.svriforum2024.org/wp-content/uploads/2024/11/Mahfuz-Al-Mamun-updated_PS3.pdf

“Risk & protective factors for physical violence against children (VAC): Rural Bangladesh.” Ruchira Tabassum Naved, Jannatul Ferdous Antu, Kausar Parvin, Shirin Ziaei. https://www.svriforum2024.org/wp-content/uploads/2024/11/Mahfuz-Al-Mamun.pdfnach oben

 

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